Zwei Tage, drei Weingüter mit Silvaner, Riesling, Spätburgunder und Co
Unsere diesjährige Ausfahrt unter dem Motto „Weinbrüder unter sich“ führte uns nach Franken. Herrlicher Sonnenschein begleitete uns schon bei der Abfahrt in Möglingen und so machten sich die Weinbrüder bei Aperitif und einem kleinen Vesper bereits Appetit auf das bevorstehende Programm.
Als erster Halt war der Besuch des Weinguts „Schmitt’s Kinder“ in Randersacker geplant. Der Senoir-Chef, Karl Schmitt, brachte uns das Sortiment des Weingutes näher, präsentierte uns schöne und komplexe Silvaner, fränkisch-würzige Rieslinge und anmutende Rotweine, wobei vor allem der Spätburgunder „Tradition“ aus dem Jahre 2010 besondere Erwähnung verdient. Interessant war auch die Tatsache, dass man sich zum traditionellen Boxbeutel bekennt, bei jungen Kunden aber auch gerne mit der trendigeren Bordeauxflasche auf sich reden macht. Wir durften ein Weingut erleben, das bereits mit seinen Basisweinen eine hervorragende Qualität bietet und das zu einem sehr fairen Preis-Genuss-Verhältnis.
Nach einer sehr gelungenen, lehrreichen und informativ sehr guten ersten Probe setzten wir unsere Reise in Richtung Marktheidenfeld fort, wo uns sowohl unser Hotel für die bevorstehende Nacht als auch ein kulinarisch-vinophiles Abendmenü erwartete. Ein hervorragendes Fünf-Gänge-Menü, gezaubert vom Team des Weinhauses „Anker“ und gepaart mit Weinen vom hauseigenen Weingut Deppisch empfanden wir dabei als eine gelungene Abrundung des ersten Tages.
Am Sonntag standen uns dann zwei fürstliche Besuche bevor, beginnend mit einem Besuch des herrlich angelegten Weinguts Fürst Löwenstein. Besonders hervorzuheben ist die Ausnahmelage „Homburger Kallmuth“, der herausragende Weißweine hervorbringt und sich im Alleinbesitz des Fürsten Löwenstein befindet. Im Mittelpunkt stand auch bei diesem Weingut wieder der für Franken typische Silvaner, ergänzt von Riesling, Früh- und Spätburgunder. Interessant war auch die Tatsache, dass das Weingut neben den fränkischen auch über Weinberge im Rheingau verfügt, woraus wir einen sehr filigranen und knackigen Riesling erlaben durften. Seitdem Bastian Hamdorf die Regie im Keller übernommen hat, geht die Qualität stetig bergauf. Diese Erkenntnis zogen wir als Resümee dieser sehr unterhaltsamen und erkenntnisreichen Probe.
Nach einem deftig-fränkischen Mittagessen im Restaurant und Weinhaus „Stern“ in Bürgstadt trafen wir schließlich auf dem Weingut Rudolf Fürst ein. Dort ließ uns Paul Fürst hinter die Kulissen blicken, bevor er uns als Höhepunkt unserer Reise seine Weinkollektion vorstellte. „Bei uns werden Weine mit Eleganz und sehr hohem Alterungspotenzial erzeugt, die nicht den Anspruch haben, Schönheitswettbewerbe zu gewinnen“, sagte Paul Fürst sehr treffend am Anfang der Probe. Der schonende und aufwändige Ausbau sowohl im Weinberg als auch anschließend im Keller spiegelt in den Weinen exakt diese Eleganz und Vielschichtigkeit wieder, die sich auch anhand einer ungeheuren Komplexität und einer druckvollen Struktur zeigt. Am Ende der Probe durften wir einen 2008er Spätburgunder aus der Lage Hunsrück verkosten. Spätestens mit diesem Wein dürfte Herr Fürst alle Weinbrüder von seiner Philosophie und seinem Sortiment überzeugt haben.
Lutz Alt